Im Zuge der DELIA-Tagen 2025 fanden wir uns in Euskirchen zu einer Runde von Liebesroman-Autorinnen zusammen, um über das Hassliebe-Thema Rezensionen zu sprechen.

Für Schreibende ist es ja so: Wir wollen, dass andere Menschen unsere Werke lesen. Im besten Fall mögen sie sie sogar, und im allerbesten Fall schreiben sie eine … ja, was? Eine Rezension? Eine Bewertung? Eine Buchbesprechung? Was ist denn da überhaupt der Unterschied?

Rezension? Bewertung? Oder doch Buchbesprechung?

Rezension – das individuelle Feedback

Bei einer Rezension, vor allem in den sozialen Medien, reden wir von einem Text, der ein Buch auf subjektive Weise beurteilt. Oft finden wir eine Zusammenfassung des Inhalts, ein Feedback dazu sowie zu Stil, Cover etc. und schließlich ein Fazit. Am Ende wird zuweilen eine Leseempfehlung ausgesprochen.

Bei einer Rezension liegt der Schwerpunkt eher auf der Kritik (positiv wie negativ) als auf einer wirklichen Text-Besprechung. Es ist die Darstellung einer persönlichen Meinung.

Bewertung – ein bisschen wie Schulnoten

Das bekannteste Bewertungssystem ist die Sterne-Vergabe. Hier werden 0-5 Sterne zugeteilt. Manchmal finden sich auch Kategorien wie „Lieblingsbuch“, „Highlight“ oder „Hat nicht überzeugt“.

Buchbesprechung – die intensive Textanalyse

Eine Buchbesprechung ist eine eher analytische Auseinandersetzung mit einem Buch. Es geht dabei weniger um die persönliche Vorliebe als um die Thematik: Was hat ein Buch ausgelöst, wie agieren die Figuren, was will die schreibende Person vermitteln? Wir kennen es alle aus der Schule, oder? („Die Physiker“ und „Der Schimmelreiter“ sind die, an die ich mich erinnere!)

Bei aller Recherche bin ich zu dem Fazit gekommen, dass es keine klare Linie gibt, die Begriffe verschwimmen häufig. Die Unterschiede sind marginal, meistens verstehen wir unter einer Rezi alle drei Begriffe zusammen.

Alle haben eine Meinung über mein kreatives Werk

Das Buch ist fertig. Nun kommt er unweigerlich auf uns zu, der bittere Moment der Wahrheit: Trauen wir uns, es in die Welt zu entlassen, oder schmeißen wir es lieber in die digitale Schublade?

Ihr grinst? Das ist gut. NATÜRLICH schreiben wir nicht für die Schublade, und erst recht nicht, wenn wir Geld bekommen haben (oder haben wollen).

Aber damit nähern wir uns dem Thema, dem sich dieser Text widmet: der Meinungsbildung.

Egal, auf welchem Weg, sie wird uns erreichen:

  • durch Familie, Freundespersonen, Nachbarschaft etc.
  • durch Testlesende
  • durch Verlagsmitarbeitende
  • durch das Lektorat
  • durch Bloggende
  • durch Lesende
  • durch Buchhandlungsmitarbeitende
  • durch die Presse

Diese Aussicht mag in der einen oder anderen Person ein aufregendes Kribbeln hervorrufen, aber wir wissen, dass das nicht bei uns allen so ist.

Die Meinungsbildung durch das Außen ist etwas, womit wir leben müssen. Umgehen lernen müssen. Dabei haben diese Meinungen unterschiedlich viel Gewicht.

Was die Personen betrifft, die mit uns zusammen an den Büchern arbeiten, wie Verlagsmitarbeitende oder das Lektorat, sogar die Testlesenden, so sind wir mehr oder weniger offen für Kritik und mehr oder weniger bereit, ein paar Aspekte an unserem Werk zu verändern, damit es – letztendlich – verkäuflicher wird.(Ob wir diesen Prozess ohne Nervenzusammenbruch überstehen, würde an dieser Stelle den Rahmen dieses Artikels sprengen.)

Aber was ist mit den Personen, die uns weder kennen noch den Entstehungsprozess mitbekommen haben? Die einfach nur das Buch in Händen halten und es bewerten?

Und es wird alles bewertet: Das Cover, der Umfang, die Haptik, der Klappentext, das Genre – und ja, der Inhalt auch zuweilen.

Like oder nicht Like – das ist hier die Frage

Hier wächst bei vermutlich jeder schreibenden Person die Aufregung doch ein bisschen (komm, gib‘s zu!): Was steht da? Wird mein Buch gemocht – oder eher nicht?

Rein objektiv (also, in guten Momenten) wissen wir, dass nicht jeder lesende Mensch unser Buch mögen wird. Das ist vollkommen logisch. Aber mit Logik kommen wir hier nicht weit – so viel haben wir in unserem spannenden Stuhlkreis bei den DELIA-Tagen gelernt. Die Meinungsbildung von anderen (fremden) Menschen auf unsere Werke ist eine höchst emotionale Sache. Und wir waren uns ziemlich einig: Es gibt gute Zeiten, schlechte Zeit… Tage.

An guten Tagen lächeln wir eine nicht so nette Rezension weg. Putzen unsere Krone und spiegeln uns darin. An schlechten Tagen sieht es schon ganz anders aus. Da haben wir die Krone verlegt und finden nur die Bettdecke, unter der wir uns verkrümeln wollen.

Beides hat seine Berechtigung, aber ehrlich gesagt, ist das schon ganz schön anstrengend.

Wenn die Nachbarin sagt: „Ehrlich, du schreibst? Kannst du denn davon leben?“

Wenn der Onkel sagt: „So einen Schund lese ich eh nicht.“

Wenn der Chef sagt: „Muss ich mir Sorgen machen, WAS du da schreibst?“

Wenn die beste Freundin sagt: „OH MEIN GOTT, DU BIST SO GROSSARTIG. Aber ich hab‘s noch nicht gelesen.“

Ja, nun. Kennen wir alle? Oder?

Das, was vermutlich noch mehr weh tut, sind die Rezensionen (insbesondere in den sozialen Medien), die unser Buch auseinandernehmen. Die unsere Schwachstellen aufdecken. Die uns persönlich angreifen, uns treffen sollen. Und natürlich werden wir in jeder. verdammten. Rezension. verlinkt, damit wir auch mitbekommen, dass eine Person über unser Buch schreibt. Immerhin sind wir Profis, also müssen wir auch das gut verkraften können.

Richtig?

Richtig.

Halt. Stopp. Nein.

Wir müssen gar nichts.

In a world where you can be anything, be kind

Dass wir auf Wertschätzung und Respekt hoffen, auf Freundlichkeit und Mühe in den Worten, die auf unsere Kreativität eingehen, das ist keine Besonderheit und auch keine Frage der Achtsamkeit für zarte Autor*innen-Seelen. Ja, gut, okay, klar sind wir sensibel. Immerhin haben wir Wochen und Monate mit diesem Werk verbracht, um es Menschen zum Lesen zu schenken (also, nicht wirklich schenken, sondern … Ihr wisst schon!).

Aber geht es nicht auch bei Rezensionen/Bewertungen/Buchbesprechungen um das, worum es immer gehen sollte? Menschlichkeit.

Schlicht und einfach.

Ja, du darfst deine Meinung haben, und selbstverständlich darfst du sie äußern. Wir wollen das weder einschränken und erst recht nicht verbieten. Im Gegenteil: Jede Meinung ist Sichtbarkeit.

Aber bitte bedenke: Dein Gegenüber ist ein Mensch wie du auch.

Behandle ihn wie einen Menschen.

Ist Ent-Emotionalisieren der richtige Weg?

Wir waren uns einig: Es gibt keinen „richtigen“ Weg. Wie wir schreibenden Menschen mit Rezensionen umgehen, ist so individuell wie jedes einzelne Werk, das unter unseren Händen entsteht.

Aber wir waren uns auch in folgenden Dingen einig:

  • Der berühmte Ein-Sterner am Veröffentlichungstag ist nur ein Grinsen wert
  • Spoiler in Rezensionen können wir individuell betrachten und gegebenenfalls die Person bitten, ihn zu entfernen
  • Wir sollten vermutlich lernen, Rezensionen als Teil unserer Arbeit anzusehen. Und es gibt mal Gutes und mal nicht so Gutes
  • Fies geschriebene Rezensionen sagen mehr über die verfassende Person aus als über uns oder unser Buch
  • Wir sind Profis. Aber erst einmal sind wir Menschen. Wir dürfen fühlen. Wir sollten uns aber nicht verunsichern lassen

Rezensionen sind für Lesende, auch wenn wir Autor*innen sie natürlich auch immer, immer, immer mitbekommen. Wir sollten uns allerdings bewusst machen, dass sie in erster Linie von Lesenden für Lesende geschrieben werden. Und leider gibt es keine Bedienungsanleitung. Wünsche hingegen gibt es durchaus, und einer stach besonders hervor:

Wenn du eine Rezension/Bewertung/Buchbesprechung schreibst, bedenke, dass die Person, die das Buch geschrieben hat, deine Meinung lesen wird. Und selbst wenn du denkst, dass du uns all das auch ins Gesicht sagen würdest: Bleib doch einfach freundlich und höflich. Das ist nämlich gar nicht so schwer. 🙂

Autorinnen-Checkliste für eine Rezension, die unseren Puls nicht direkt hochjagt

• freundliche und wertschätzende Sprache

• neutrale Formulierungen (keine Rants)

• reflektierte Überlegung ob einer Verlinkung der Autorin/des Autors

• Spoiler markieren oder vermeiden

Unser Dank an alle, die rezensieren

Als Schlusswort möchte ich darauf hinweisen, dass wir wirklich, wirklich dankbar sind für jede Rezension, für jede Erwähnung. Das ist unsere Währung.

Unsere Bücher veröffentlichen sich einfacher, wenn sie gekauft werden.

Um gekauft zu werden, müssen sie gesehen werden.

Für Sichtbarkeit brauchen wir Stimmen.

Die Stimme bist du, wenn du über unsere Bücher schreibst und redest. Dich ärgerst, dich freust, weinst und lachst.

Wenn du unsere Geschichten fühlst – mach sie sichtbar.

Im Gegenzug versprechen wir, dass wir nicht aufhören, dir Geschichten zu schenken.

(Na ja, schenken … du weißt schon! 🙂 )


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Die Autorin dieses Beitrags

Antonia Sommer

@antoniasommer_autorin

Antonia Sommer schreibt Liebesromane auf Norderney. Dorthin verschlägt es sie jedes Jahr aufs Neue, denn salzige Luft, Möwengeschrei und die Brandung der Wellen beleben ihre Sinne und inspirieren sie zu unzähligen Geschichten.

In meeresfreien Zeiten lebt sie im Rheinland. Vor allem in ihrem Alltag bekommt eine gute Story immer ihre Aufmerksamkeit, vor allem, wenn Liebe die Hauptrolle spielt. Antonia liebt Musik, den Wind und Herbstblätter – gern auch in dieser Kombination.

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