
Was war zuerst, das Huhn oder das Ei? – Ähnlich funktioniert es auch mit der Inspiration zu Geschichten: Kommt zuerst der Ort oder die Idee?
Manchmal beflügelt uns eine Gegend, an der wir uns gerade befinden, und ein anderes Mal beschließen wir, eine Geschichte an einem bestimmten Platz anzusiedeln und reisen deshalb zur Recherche dorthin.
Es ist einfacher, über ein Gebiet zu schreiben, das man kennt, selbst im Romantasy-Bereich werden häufig reale Orte als Vorbild genommen. Man weiß, wie es dort riecht, wie es schmeckt, wie es klingt, wie die Leute ticken, und dieses ganz spezielle Feeling spürt man dann auch in den Texten. Natürlich kann man auch über Google Earth in die Gebiete „reisen“ und mit Leuten vor Ort virtuell sprechen, aber es ist doch nicht dasselbe und man fühlt es oft beim Lesen, ob jemand die Gegend tatsächlich kennt – vor allem, wenn man selbst dort heimisch ist. Ein Sprichwort lautet: „Es ist besser, etwas einmal zu sehen, als tausendmal davon zu hören.“

Aber wo verfassen wir diese Geschichte nun? Machen wir uns beim Reisen ausreichend Notizen und schreiben dann zu Hause im stillen Kämmerchen oder genießen wir das Ambiente vor Ort und die Möglichkeit, auch zwischendurch etwas zu überprüfen? Oder wählen wir Variante 3 und reisen vielleicht ein zweites Mal hin, um noch mehr zu recherchieren? Ich habe schon alle drei Versionen probiert und jede hat ihre Vorteile, sodass ich selbst dies auch variabel gestalte.
Arbeiten vor Ort – woran du denken solltest
Beim Schreiben vor Ort muss man sich über verschiedene Punkte im Klaren sein, die in fremden Ländern nicht immer gegeben sind:
Habe ich Internet zur Verfügung?
Man benötigt nicht nur für den Kontakt zur Agentur, dem Verlag oder dem SP-Anbieter sowie den Lieben zu Hause eine Verbindung, sondern auch zur Recherche.
In den 27 EU–Staaten ist es heutzutage relativ einfach, da man das Handy mit einer EU-SIM in sämtlichen Ländern (plus den EWR-Staaten Liechtenstein, Norwegen oder Island) über die Roaming-Funktion zu den heimischen Konditionen nutzen kann. Manchmal sind sogar Überseegebiete, wie die zu Frankreich gehörenden Martinique oder Guadeloupe, inkludiert. Es empfiehlt sich aber in jedem Fall, vor der Abreise zu überprüfen, ob auf eurem Handy „Roam like you are home“ eingestellt ist und welche Länder im Heimattarif enthalten sind. Zudem sind die Datenmengen im Ausland manchmal reduziert.
Vorsicht ist auch in Grenzgebieten geboten, denn wer etwa in Österreich oder Frankreich mit eingeschaltetem Roaming nahe der Schweizer Grenze unterwegs waren, hat vielleicht schon eine böse Überraschung erlebt, weil sich das Handy dort eingewählt hat und das Datenvolumen für Ausländer in der Schweiz sehr teuer ist. Auch z. B. Andorra, San Marino, Vatikanstadt, Gibraltar oder Monaco sind nicht zwingend im Tarif beinhaltet, und für Großbritannien gilt es, die Gebühren zu überprüfen; manche Anbieter sind hier auch nach dem Brexit noch kulant.

Außerhalb der EU bietet es sich an, sich eine SIM-Karte im jeweiligen Land zuzulegen – vor allem im fernen Ausland sind die Karten oft sehr günstig und einfach in jedem Supermarkt erhältlich. Datenpakete sind meist inkludiert. Wichtig ist dafür nur ein Handy ohne SIM-Lock. Man kann im Internet auch vor Reiseantritt Travel-SIMs bestellen, die weltweit oder für ein bestimmtes Land gelten. Alternativ gibt es heutzutage auch in vielen Gebieten e-SIMs, die man auch vorab schon buchen kann.
Die meisten Hotels, Ferienwohnungen oder Campingplätze bieten ihren Gästen heutzutage WLAN, oft auch im Buchungspreis inkludiert. Es ist auch hier ratsam, dies vorher zu überprüfen, damit man nicht plötzlich vor Ort internettechnisch auf dem Trockenen sitzt oder mit hohen Gebühren konfrontiert ist. Besonders Kreuzfahrtschiffe, bei denen man auf deren Internet angewiesen ist, sobald man weiter von Land entfernt ist, lassen sich die Nutzung des Internets sehr teuer bezahlen.
Für alle, die sich auf hohe See oder ins australische Outback bzw. in andere abgelegene Gebiete begeben, gibt es heutzutage schon finanzierbare, portable Satellitenlösungen, z. B. über Iridium Go oder Starlink Mini, die fast weltweit funktionieren (es gibt Einschränkungen an den Polen). Momentan wird auch an einer europäischen Variante gearbeitet, diese ist aber leider zum Zeitpunkt des Verfassens noch nicht spruchreif.
Sichern ist das A und O
Eine Sicherungskopie vom Manuskript zu erstellen, ist – egal, wo man sich befindet – generell existenziell wichtig. Auf Reisen kann sich dies noch herausfordernder gestalten. Da fehlt gerade das Internet, wenn man den Text auf der Cloud speichern oder ihn sich als E-Mail schicken möchte, was auch immer ein gutes Backup ist. Deshalb ist es auch hier wichtig, im Voraus an Speichermedien zu denken – am besten mehr als eine Möglichkeit. Ich maile mir das Dokument (wenn möglich), sichere auf einer externen Festplatte und speichere zusätzlich auf einem Stick, gelegentlich geht es noch in die Cloud.
Die Gefahr, dass das Laptop oder ein Speichermedium gestohlen wird, ist im Ausland ungleich höher, oder die Reparaturmöglichkeit bei einem Laptopcrash schwieriger, sodass es gut ist, wenn man (mindestens) ein Backup vom Backup hat.
Brauche ich eine Postadresse?
Heutzutage ist auch teilweise bei den Verlagen oder Agenturen schon die digitale Unterschrift für Verträge gebräuchlich, aber manche wünschen nach wie vor eine „echte, persönliche“ Unterzeichnung auf dem Papier. Hier heißt es Verhandeln, wenn man länger im Ausland weilt und keinen Briefkasten in nächster Nähe hat. Oft wird vorübergehend eine eingescannte Unterschrift anerkannt, bis man das Original nachreichen kann. Ein Drucker ist hier von Vorteil, und wenn es am Scanner mangelt, funktioniert auch ein Foto mit dem Handy als Scanner-Ersatz.
Gibt es immer Strom?
Eine Sorge, die uns in der westlichen Welt eher weniger plagt, ist der Mangel an Elektrizität. Aber im entfernten Ausland ist dies in Punkt, über den man sich Gedanken machen sollte. Manche tropische Inseln versorgen sich mittels Solar- und Windenergie oder behelfen sich mit einem Generator, der nicht konstant läuft. Strom gibt es oft nur bei Tag. Selbst in Tikal in Guatemala, einer Touristenhochburg, stand im 4-Sterne-Hotel nachts keine Lademöglichkeit zur Verfügung. Wer also eher in den späten Abend- oder frühen Morgenstunden schreibt, sollte sich vorab informieren und gegebenenfalls einen Ersatz-Akku oder eine Powerbank mitnehmen sowie natürlich das Laptop und Handy tagsüber ganz voll aufladen.
Besteht im Ausland zu viel Ablenkung?
Der Abgabetermin drängt – wo soll man das Buch also am besten schreiben? Wo man mehr Ablenkung hat, hängt von der persönlichen Situation und der Dauer des Auslandsaufenthaltes ab. Gerade bei einem kurzen Urlaub verlockt es einen eher dazu, eine Pause zum Erkunden einzulegen, weil man schließlich auch etwas von Land und Leuten sehen will. Oder es herrschen tropische Temperaturen, die einem das Denken erschweren und einen ins Wasser treiben.
Andererseits gibt es auch zu Hause mehr als genug „Störfaktoren“, die einen aus dem Schreibfluss reißen, denn da funkt einem oft das Leben dazwischen. Wer kennt nicht diese Aussagen „Du bist doch eh zu Hause – kannst du mir mal eben nur kurz …“? Es kostet oft viel Energie und Durchsetzungskraft, um den lieben Menschen um einen herum klarzumachen, dass die Arbeit genauso wichtig ist und man nicht jederzeit wieder zurückspringen und nahtlos weiterschreiben kann, wenn man mal aus dem Flow gerissen wurde.

Der Vorteil beim Schreiben am fremden Schauplatz ist, dass man wirklich weit weg ist und die Eindrücke noch frisch sind, der Nachteil ist, dass man dann vielleicht auch viel unnützes Wissen mit einfließen lässt und den Text damit überfrachtet. Mit etwas Abstand fällt es einem leichter, die Erlebnisse einfließen zu lassen, die nachdrücklich hängengeblieben sind.
Ich habe viel in meinen Urlaub investiert …
… Kann ich das Wissen über das Gebiet auch anderweitig als für meine Bücher und Fortsetzungen nutzen?
Je nach Art des Urlaubs kann man den Auslandsaufenthalt auch zum Verfassen von Reisegeschichten für Magazine oder einen Reiseblog nutzen, der – wenn man genügend Follower hat, die einen interessant für Werbepartner machen – auch zusätzlich ein schönes Geld einspielen kann. Reiseberichte auf der Website kann man der VG Wort für die Ausschüttungen melden.
Reisen und (darüber) schreiben lohnt sich also auf viele verschiedene Arten. Wie schon Gautam Singhania sagte: „Das Wort ist ein Buch, und wer nicht reist, liest nur eine Seite.“ Also auf zu neuen Ufern!
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Die Autorin dieses Beitrags
Ute Bareiss
Träume nicht dein Leben, lebe deinen Traum! So machte sich Ute (U.T.) Bareiss Anfang des Millenniums zur Weltumsegelung auf und verlegte ihr Schreib- und Übersetzungsbüro von Stuttgart an Bord ihres Segelkatamarans Taimada. Gemeinsam mit ihrem Mann erforscht sie die Welt über und unter Wasser. Vom Mittelmeer über Afrika, die Karibik, Nord- und Südamerika, die Südsee, Ozeanien, Australien, Indonesien bis in den Fernen Osten, den Indischen Ozean und das Rote Meer – einmal haben sie die Welt bereits umrundet, doch die Reise geht weiter, es gibt noch so viel zu entdecken.
Was könnte besser zum Abtauchen in andere Welten inspirieren als exotische Plätze und fremdartige Kulturen? Nicht nur in ihren Reiseberichten für diverse Magazine, sondern auch in spannungsgeladenen Thrillern spiegeln sich aufregende Situationen ihres Alltags facettenreich wider.
Unter Helen Paris bringt die Autorin ihre romantische Seite in Wohlfühlromanen zum Vorschein. Stets finden auch Themen um Natur und Umwelt Platz auf ihren Buchseiten, verpackt in fesselnde Geschichten.
Zudem ist sie als freie Lektorin und Übersetzerin tätig und engagiert sich im Ehrenamt sehr aktiv in Autoren- und Umweltverbänden.
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